Auf dem Weg zur FREIen HEIDe

Sonderausstellung vom 10. Februar bis 30. März 2008


„Auf dem Weg zur FREIen HEIDe” ist eine Wanderausstellung mit einer chronologischen Darstellung der Bürgerinitiative Kyritz-Ruppiner Heide seit 15 Jahren. Zu sehen sind 17 Schautafeln mit Chroniken, Fotos von den Protestmärschen, Zeitungsartikel und Plakate. Fünfzehn Arbeiten des Zeichners Lothar Werner sowie die Plastik "Terror" von Hans Hermann Degener aus Neuruppin reflektieren den Kampf um eine freie Heide.

Kyritz-Ruppiner Heide

Das Gelände zwischen Wittstock, Rheinsberg und Neuruppin wurde nach 1950 vom sowjetischen Militär schrittweise besetzt, die Eigentümer zwangsenteignet, ein Artillerieschießplatz und Bombenabwurfplatz eingerichtet. Dieses Bombodrom hatte eine Fläche von 144 km? (entspricht ca. 1/6 Berlins) und erreichte 20 km in Nord-Süd- und maximal 10 km in Ost-West-Ausdehnung. Im persönlichen Erleben der Menschen in der Nachbarschaft ging der 2. Weltkrieg praktisch noch Jahrzehnte weiter.

Nach der deutschen Einigung 1990 begann die Bevölkerung, die zivile Nutzung zu gestalten. So wurden erste Schritte für die touristische Erschließung getan und ein Wegenetz konzipiert. Die Bundeswehr ermutigte dies anfangs, veröffentlichte aber 1992 den Plan, das Bombodrom, "weiternutzen'' zu wollen, worauf der Protest entstand, der bis heute anhält.

Am 22. Dezember 1993 übertrug das Bundesvermögensamt die Liegenschaft an die Bundeswehr. Fast gleichzeitig verschickte die Oberfinanzdirektion Cottbus Eigentumstitel an Gemeinden, Kirchgemeinden und einige Privatpersonen. Im Frühjahr 1994 wurde gemeinsam eine Klage auf Unterlassung der militärischen Nutzung und Herausgabe des Eigentums eingereicht.

Entscheidend war die Klage der anliegenden 14 Gemeinden, die sie mit ihrem grundgesetzlich verankerten Planungsrecht begründeten. Sie bekamen in der ersten und zweiten Instanz recht, weil der Einigungsvertrag, auf den sich die Bundeswehr berief, keine expliziten Weiternutzungsrechte für Flächen der Alliierten vorsah. Die Bundeswehr müsste somit die Neueinrichtung des Truppenübungsplatzes und ein Planungsverfahren anstreben. Alle eigentumsrechtlichen und anderen Fragen wurden dem oben beschriebenen Verfahren untergeordnet.

Bereits vor dem Verfahren am Bundesverwaltungsgericht war klar, daß auf eine Bestätigung der Vorinstanzen nicht zwingend eine zivile Nutzung des Geländes folgt. Die Bundeswehr kann sich auf die grundgesetzliche Aufgabe der Landesverteidigung berufen und im Rahmen eines Planungsverfahrens einen Truppenübungsplatz einrichten. Dazu gibt es das "Landbeschaffungsgesetz", das ihr bei entsprechender Begründung den Zugriff auf jede Fläche in der Bundesrepublik sichert. Die Enteignungen wären hier aber eine Festschreibung des stalinistischen Unrechts und diese politische und emotionale Brisanz in Ostdeutschland war sicher ein Auslöser für die ausgedehnten Proteste.   Weitere Informationen



PODIUMSDISKUSSION
anlässlich der Sonderausstgellung im Brandenburgischen Forstmuseum

Bürgermeister der Region im Gespräch –
Robert Philipp, Fürstenberg
Manfred Richter, Rheinsberg
Jens-Peter Golde, Neuruppin
Andreas Grund, Neustrelitz

Mittwoch, 5. März 2008, 19.00 Uhr, Forstmuseum

Tourismus statt Tiefflug – Kommunen setzen auf zivile Entwicklung. Alle Wirtschaftszweige sind betroffen. Das Bombodrom vernichtete langfristig 15.000 bestehende Arbeitsplätze. Die zivile und touristische Nutzung der Kyritz-Ruppiner Heide dagegen schafft neue Arbeitsplätze.

Diese Ausstellung entstand in Zusammenarbeit des Vereins für Forstgeschichte, Regionalgeschichte und Umweltbildung e. V. und der Bürgerinitiative FREIe HEIDe Kyritz-Wittstock-Ruppin e. V.