Waldlieder


LÜTZOWS WILDE JAGD


Was glänzt dort vom Walde im Sonnenschein?

Hör's näher und näher brausen.

Es zieht sich herunter in düstere Reihn,

und gellende Hörner schallen darein,

erfüllen die Seele mit Grausen.

Und wenn du die schwarzen Gesellen fragst?

Das ist, das ist Lützows wilde verwegene Jagd.



Was zieht dort rasch durch den finstern Wald

und streift von Bergen zu Bergen?

Es legt sich in nächtlichen Hinterhalt,

das Hurra jauchzt, und die Büchse knallt,

es fallen die fränkischen Schergen.

Und wenn ihr die schwarzen Gesellen fragt?

Das ist, das ist Lützows wilde verwegene Jagd.



Was braust dort im Tale die laute Schlacht,

was schlagen die Schwerter zusammen?

Wildherzige Reiter schlagen die Schlacht,

und der Funke der Freiheit ist glühend erwacht

und lodert in blutigen Flammen.

Und wenn ihr die schwarzen Gesellen fragt?

Das ist, das ist Lützows wilde verwegene Jagd.



Die wilde Jagd und die deutsche Jagd

auf Henkersblut und Tyrannen!

Drum, die ihr uns liebt, nicht geweint und geklagt!

Das Land ist ja frei und der Morgen tagt,

wenn wir's auch nur sterbend gewannen.

Und von Enkeln zu Enkeln sei's nachgesagt:

Das war Lützows wilde verwegene Jagd.



1813. Theodor Körner (1791–1813)