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Sonderausstellung vom 2. Juli bis 31. Dezember 2002 in Fürstenberg/Havel | ||
ROMANTIK UND NATUR – DER WALD Die geistes- und stilgeschichtliche Epoche um die Wende zum 19. Jahrhundert hatte einen ihrer Höhepunkte in Deutschland. Wesentliche Elemente in Dichtung, Musik, Malerei waren ausgeprägtes Naturempfinden und die Entwicklung des Geschichts- und Nationalbewußtseins. Die schmerzlich und tiefempfundenen Diskrepanz zwischen dem Verfall menschlicher Werte im Zuge frühkapitalistischer Entwicklung und den politisch nicht realisierbaren bürgerlichen Idealen fand Ausdruck im umfassenden Nachdenken über das Verhältnis des Menschen zur Geschichte und zur Natur. Es gab der deutschen Philosophie wertvolle Impulse und beeinflußte nachhaltig Wissenschaftler und Künstler. Es führte jedoch auch mitten hinein in die religiöse Mystifizierung und zur Flucht in Idyllen. Individuelle Zerissenheit und Verunsicherung fanden Ausdruck sowohl in der Betonung des Unheimlichen und Dämonischen als auch im Glorifizieren des Unwirklichen. So wurde Natur dargestellt, um das schicksalhaft Bedrohliche, das Unberechenbare zu schildern, aber auch, um an das Wahrhaftige, Ursprüngliche zu gemahnen, zu dem zurückzukehren ist und das es zu bewahren gilt. Die eigentlichen Begründer der Romantischen Schule und ihr geistiges Haupt war Friedrich Schlegel. Außer seinem Bruder August Wilhelm Schlegel schlossen sich ihnen die jungen Schriftsteller Novalis, und Johann Ludwig Tieck an. Ihr Hoffen auf ein „goldenes Zeitalter” war ebenso wirklichkeitsfremd wie die unbestimmte Sehnsucht nach der „Blauen Blume”. Sie sahen in der Verschmelzung der Kunst mit dem Religion die Möglichkeit, daß der Mensch göttliche Schöpferkraft erlangen könne. So sind Caspar David Friedrichs Landschaften mit den Rückenansichten einzelner Figuren in ihrem intimen und mystischen Ton Ausdruck des erlebten Zwiespalts zwischen Kunst und Realität. Sie zeigen die quälerischen Zweifel des gläubigen Mannes in Konfrontation mit einer Natur ohne göttliche Ordnung. Carl Blechen dagegen entzündete sich am Naturerlebnis, studierte das Typische und das Ungewöhnliche von Landschaften und bezauberte mit wahrhaftigen Wald-Darstellungen im lebendigen Spiel des Lichtes. |
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Mann und Frau in Betrachtung des Mondes. Um 1830/1835. Öl auf Leinwand. 340 x 440 mm. Berlin, Alte Nationalgalerie Berlin Öl auf Papier auf Leinwand. Nach 1833. 157 x 230 mm. Niederlausitzer Landesmuseum Cottbus |
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Der Dichter Eichendorff, dessen
melodische Wander- und Wald-Lieder von Mondnächten,
Blätterrauschen und Lerchengesang geprägt sind, hat
selbst nie romantische Theorien vertreten, sondern wollte die
Menschen von den erstarrten Lebens- und Gesellschaftsformen
befreien und ihn wieder einem echten, ungebrochenem
Verhältnis zur Natur zuführen. Das Erlebnis der
märkischen Landschaft verband der Dichter de la Motte Fouque
mit seinen mystischen Studien und gestaltet die Frage nach dem
Dualismus von Gut und Böse als Streit zweier Baumgeister mit
divergierenden moralischen Haltungen, in eine ethische
Polarität von Tanne und Linde, von Nadel-und
Laubgehölzen. In düsterer Stimmungsmalerei schilderte
Ludwig Tieck die Zerstörung allen Menschlichen durch das
gierige Streben nach Besitz. Als Gegenwelt prägte den Begriff
der Waldeinsamkeit" und entwickelte die poetische
Ausdrucksform des Kunstmärchens. |
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Brentano und Arnim holten aus der Welt des späten Mittelalters anonyme, mündliche überlieferte Volkslieder in den deutschen Kulturschatz zurück. Die Sammlung unter dem Titel Des Knaben Wunderhorn" mit Weisen voller Phantasie, Sinnlichkeit, innerer Lebenswahrheit und unverfälschter Naturnähe beeinflußte die zeitgenössische wie spätere deutsche Dichtung und Musik. Komponisten wie Mendelssohn Bartholdy und Schubert vertonten viele in der Romantik wiederentdeckte und in romantischer Natur-Begeisterung entstandene Verse. Selbst Liebesglück und Liebesleid sind in diesen Liedern verwoben mit Naturerscheinungen und Naturstimmungen. Reiche Melodik und neuartige Harmonik prägen ihre Instrumentalwerke. | ||
Die Welt der Märchen, uralter Sagen und Mythen durchforschten die Gebrüder Grimm und trugen Erfahrungen und Wahrheiten des Volkes zusammen, deren Wunderbares sich oft mit der Unergründlichkeit und dem Liebreiz des Waldes herstellt. 1812/14 erschienen ihre „Kinder- und Hausmärchen”, die wir alle kennen. Die große Natur-Aufmerksamkeit der Romantik reichte von schwärmerischer Anbetung bis zur respektvollen Neugier. Natur war modisches Sujet ebenso wie Gegenstand von Forscherdrang und philosophischer Betrachtung. Insbesondere der mythenumwobene deutsche Wald wurde in der Kunst viel zitiert und stand für anheimelnde Urwüchsigkeit wie für geheimnisvolle Unberechenbarkeit. Anschauliches Beispiel dafür ist Carl-Maria Webers Wald-Oper Der Freischütz. |
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