Romantik und Forstwissenschaft

Sonderausstellung vom 2. Juli bis 31. Dezember 2002 in Fürstenberg/Havel
Was in Preußen des ausgehenden 18. Jahrhunderts, in der Kulturhochburg Berlin, die Sinne bewegte und leidenschaftlich diskutiert wurde, war nicht nur verbunden mit Naturpoesie, sondern auch mit wachsender Natur-Neugier. Die alternative Rückbesinnung auf natürliche Gegebenheiten infolge zunehmender Industrialisierung lenkte die Aufmerksamkeit auf Landschaften, Pflanzen und Tiere. So wie diese „kunstinteressant” wurden, so gesellschaftsrelevant wurden auch die Erkenntnisse der Naturwissenschaften. Natur-Sehnsucht, Natur-Erkenntnis und Natur-Ausbeutung waren vielfältig und widersprüchlich miteinander verwoben. Außerdem wurde der Mythenträger Wald immer mehr zum gefährdeten Holzlieferanten. Als bedeutsamer Spender von Energie und Baumaterial nahm er als großes, vielfältiges Thema Gestalt an.

bild_cdabend

Caspar David Friedrich. Der Abend. Aus der Folge "Vier Tageszeiten". Um 1821. Öl auf Leinwand. 223 x 310 mm. Niedersächsischen Landesgalerie Hannover

„Romantik und Forstwissenschaft” informiert über die Begründer der Forstwissenschaft, die in Berlin, dem wissenschaftlichen und künstlerischen Zentrum Preußens, wesentliche geistige Anregungen empfingen. Hier, wo Alexander von Humboldts umfassende Natursammlung, E.T. A. Hoffmanns phantasievolle "Gespenstergeschichten", Hegels Naturphilosophie und Carl Blechens Landschaftsbilder die Aufmerksamkeit auf sich zogen, beeinflußten Geistesbewegungen der Romantik und der Romantikkritik die Ausbildung einer neues Wissenschaftszweiges.

Oberforstrat Wilhelm Pfeil, seit 1821 Professor an der Berliner Universität, hielt - wenige Tage nach der umjubelten Uraufführung von Carl Maria von Webers Wald-Oper „Der Freischütz„ – im Großen Hörsaal der Universität seine Antrittsrede als Direktor der Preußischen Forstakademie. Leidenschaftlich plädierte er für ein Umgang mit dem Wald auf wissenschaftlicher Grundlage und wider die Entfremdung von der Natur. So referierte er über die Wichtigkeit einer fundierten Ausbildung des Forstmannes für das Nationalwohlsein und über rechtliche Maßnahmen einer sowohl ertragsorientierten als auch regenerativen Holzwirtschaft.

1830 zog die Forstakademie zur praxisnahen Forschung und Lehre ins brandenburgische Neustadt-Eberswalde. 2011 begeht sie nunmehr als Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde ihr 190jähriges Bestehen.
Alljährlich wird in Eberswalde ein Wilhlem-Leopold-Pfeil-Preis vergeben, der europäische Wissenschaftler und Praktiker ehrt, die sich beispielhaft um Waldwirtschaft im Sinne der Landeskultur verdient gemacht haben. Die heutige Landesforstanstalt Eberswalde betreibt außerordentlich erfolgreich Forschung wie Lehre. Sie arbeitet eng mit Institutionen des Bundes und mit brandenburgischen Forstämtern, mit nationalen und internationalen Vereinen und Verbänden zum Schutze der Wälder sowie mit renommierten forstwissenschaftlichen Institutionen in aller Welt zusammen.

Mit Bildnissen, Dokumenten und anderen Zeitzeugnisse schilderte die Sonderausstellung „Romantik und Forstwissenschaft" die Geburt eines neuen Wissenschaftszweiges, dessen Ergebnisse mit nachweisbarer und anwachsender Umweltgefährdung immer mehr an Bedeutung gewinnen.


Gefördert im Rahmen des Projektes Kulturland Brandenburg. ROMANTIK 2002 mit Mitteln der Bundesregierung, Beauftragter für Kultur, und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg sowie durch das Amt Fürstenberg/Havel, Ökosolar e.V. Dannenwalde und den Waldförderverein Fürstenberg/Havel. Mit freundlicher Unterstützung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Land Brandenburg gemeinsam mit allen brandenburgischen Sparkassen


Romantik, Natur und Wald   Zur Naturnähe der romantischen Kunst

Der Wald zwischen Anbetung und Ausbeutung   Zum eher unromantischen Naturverhältnis von Wilhelm Leopold Pfeil und Carl Blechen

Der Freischütz    Carl-Maria Webers romantische Wald-Oper